Das Projekt GURN (GNSS Upper Rhine Graben Network) wurde im Jahr 2008 vom Geodätischen Institut (GIK, vormals Universität Karlsruhe, heute KIT) und dem Institut de Physique du Globe de Strasbourg (Ecole et Observatoire des Sciences de la Terre, EOST) der Universität Strasbourg (Frankreich) initiiert. Mit diesem Projekt soll die bisherige erfolgreiche Historie der Nutzung von GNSS-Verfahren zur Detektion rezenter Krustenbewegungen am GIK fortgeführt und erweitert werden. Das Untersuchungsgebiet dieses Projekts ist der Oberrheingraben, der als tektonisch aktivste Region Zentraleuropas gilt. Frühere Projekte dieser Art im Oberrheingraben beschränkten sich auf die Nutzung so genannter Kampagnenmessungen, bei denen wenige Punkte für wenige Tage mittels GPS-Ausrüstungen besetzt und die Daten ausgewertet wurden. In diesem Projekt sollen erstmals die Daten aller verfügbaren permanent betriebenen GNSS-Stationen dieser Region konsistent ausgewertet werden, um mit hoher Zuverlässigkeit die Bewegungen der einzelnen GNSS-Stationen abzuleiten. Auf Basis dieser Bewegungen soll schließlich ein überarbeitetes geodynamisches Modell für den Oberrheingraben bestimmt werden.
Datenbasis für die Untersuchungen sind die Beobachtungsdaten von aktuell ca. 75 permanent betriebenen GNSS-Stationen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Frankreich und der Schweiz, die von den jeweiligen Betreibern kostenfrei für dieses Projekt zur Verfügung gestellt werden. Die Historie der Stationsdaten geht teilweise bis ins Jahr 2002 zurück, so dass bei einigen Stationen eine maximale Zeitreihenlänge von gut neun Jahren vorliegt.
Großes Augenmerk wird bei GURN auf die wissenschaftlich fundierte, state-of-the art Auswertung der GNSS-Beobachtungen gelegt. Die aus der GNSS-Prozessierung abgeleiteten Zeitreihen der 3D-Positionen der Stationen weisen u.a. Sprünge und saisonale Signale auf, die vor Ableitung von Stationsbewegungen entfernt bzw. minimiert werden müssen. Auf dieser Thematik liegt derzeit der Schwerpunkt der Arbeiten. Zur Validierung der Ergebnisse werden diese mit den Resultaten verschiedener Projektpartner (EOST, LGL) verglichen, welche andere Softwareprodukte und Strategien zur Auswertung anwenden.
Neben der Nutzung der Daten für die Bestimmung eines neuen geodynamischen Modells soll dieses dichte Netz permanent betriebener GNSS-Stationen auch zur Bestimmung hochauflösender Wasserdampffelder und zum Test neuer GNSS-Modellierungsansätze verwendet werden. Eine enge Verknüpfung von GURN besteht mit dem Projekt HydroKIT, in dem die Verfahren InSAR und GNSS zusammengeführt werden sollen.
Kooperationspartner KIT:
externe Kooperationspartner:
- Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg
- Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz
- Bundesamt für Landestopografie swisstopo (Schweiz)
- Institut de Physique du Globe de Strasbourg